l´âge bleu – Zur Person

Vorab-Hinweis: In diesem Blog geht es jetzt wieder, wie vor der Gründung des ehemaligen l´âge bleu-Rosenparks, um den privaten BLAUEN GARTEN, nach dessen Vorbild der Ex-Rosenpark angelegt war. 

Dort ist ein Teil der aus dem ehemaligen Rosenpark evakuierten Rosen, Sträucher und Stauden untergekommen und der private Garten wurde im Zuge der Rosenpark-Auflösung ganz neu angelegt. 
Die jeweils neuesten Entwicklungsberichte über die Neuanlage und Pflanzen des neuen BLAUEN GARTENs sowie allgemeine Pflege-Hinweise sind unter "Home"/der Blog-Startseite zu finden. 

- Der l´âge bleu Rosenpark existierte nur bis zum 31.12. 2020. Die Gemeinde beansprucht das Gelände als Bedarfsfläche für ein Gewerbegebiet.

Der Pachtvertrag wurde zu diesem Termin gekündigt. Alle Pflanzen mußten evakuiert sein (bei den Tieren funktionierte das leider nicht, bei den Pflanzen teilweise) bevor dort u. a. ein vorgesehener Recycling-Hof und - Hubschrauber-Landeplatz hinkommen.




Viele Besucher wundern sich, wenn ich die Frage nach meiner beruflichen Ausbildung nicht
erwartungsgemäß mit „Gärtner“ sondern mit „Diplom Designer" bzw. "Maler“ beantworte.
Zur Gartengestaltung und Beschäftigung mit Rosen bin ich als Quereinsteiger gekommen, dafür dann aber um so intensiver:
Den ersten, eigenen Garten in Sandesneben fanden wir beim Einzug 1986 sehr verwildert vor, die ursprünglich wunderschöne Anlage war nur noch zu erahnen. In den fünf Jahren, die wir dort wohnten, konnte ich sie nach und nach rekonstruieren und dabei eine Menge Erfahrungen sammeln.
Mit großer Wehmut ließ ich diesen Garten zurück als wir 1991 nach Labenz umzogen.

Der neue Garten war erstmal ein Schock: Im Außenring verwildert und im Innenbereich rechteckig, überschaubar, seelenlos: Er bestand zu mehr als neunzig Prozent aus Rasen- und quadratischen Waschbeton-Flächen und hatte dazu noch tonigen Boden, der im Winterhalbjahr unter Wasser stand und im Sommer Risse bekam. Es dauerte Jahre, bis daraus der „Blaue Garten“ wurde und der Boden zu einem der besten, die ich je bearbeiten durfte.

Bis ca. 1994 hatte ich den Ehrgeiz, im Blauen Garten alle blau blühenden Stauden und Einjährigen zu versammeln, "die es gab". Von Rosen dagegen wollte ich nichts wissen, denn das Vorurteil, sie seien empfindlich und müssten gespritzt werden, hatte sich auch bei mir festgesetzt: In einem kinder- und tiergerechten Bio-Garten wie meinem hatten sie demnach nichts zu suchen…

Durch eine Gartenveranstaltung mit blauer Kunst im Blauen Garten (Blau in Blau I, 1994) lernte ich dann Renate Philipp kennen und folgte einer Einladung in ihren Garten. Dort begegnete ich erstmals historischen Rosen: Ramblern, die zigtausende von Blüten graziös aus hohen Bäumen herunterneigten und riesigen Büschen einmalblühender, historischer Sorten, die über und über mit gefüllten Blüten in glühenden Rot- bis fein nuancierten Rosa- und Weiß-Tönen bedeckt waren.
Der Anblick war schon überwältigend, aber erst der köstliche Duft, der den ganzen Garten erfüllte!
Bereits auf dem kurzen Weg nachhause wurde mir klar, dass „ein, zwei“ dieser Traumpflanzen auch in den Blauen Garten Einzug halten müssten: Natürlich in Weiß, denn Blau sollte ja die dominierende Farbe bleiben…

Es wurde allerdings Spätherbst 1995 bis tatsächlich die ersten Rosen gepflanzt werden konnten: Vorher hatte es eine dramatische Zeit gegeben, in der lange nicht klar war, ob wir das Haus behalten, bzw. hier weiter wohnen würden könnten.

Natürlich waren es dann auch nicht „ein, zwei“ sondern gleich zehn (oder sogar zwölf?) weiße Rosen, die bestellt wurden und dazu noch ca. zehn blau blühende Clematis. Als die Pflanzen im November geliefert wurden befanden wir uns mitten in einer extremen Umbauphase und in einem der kältesten Winter, die ich in Norddeutschland je erlebt habe. Zum Glück hatte ich die Pflanzlöcher schon im Oktober ausgehoben und mit Mist angefüllt, der sich dann mit heißem Wasser vorübergehend auftauen ließ...Von den Clematis hat nur der kleinere Teil diese unorthodoxe Pflanzzeit und –weise überlebt, aber von den ersten Rosen wächst u.a. Venusta pendula immer noch unter der Linde. Viele andere habe ich im Laufe der Jahre verschenkt, denn mit der Rosen-Sucht setzte auch schon sehr bald die Sammel-Leidenschaft ein:
Sobald ich mich mit dem Thema „historische Rosen“ zu beschäftigen begann fielen mir (in den von Renate ausgeliehenen Büchern) Schilderungen von Sorten auf, die es angeblich nicht mehr gab. Der Jagdtrieb, der bis dahin blau blühenden Stauden gegolten hatte, richtete sich von da an auf das Wieder-Auffinden solch „verlorener“ Rosen-Schönheiten.

Um den Rest der Geschichte kurz zusammen zu fassen: Mit der (verspäteten) persönlichen Entdeckung des Internets als Recherche-Quelle Ende der Neunziger steigerten sich die Möglichkeiten, Quellen für verlorene Schönheiten erst im benachbarten, europäischen Ausland, später dann auch in den USA, zu finden, erheblich. 
Gleichzeitig bot das Internet die Chance, beim Mitschreiben in Garten-Foren (seit 2001) andere „Verrückte“ kennenzulernen, mit ihnen Informationen auszutauschen und größere „Jagdgruppen“ für das Aufspüren weiterer Raritäten-Quellen, sowie für internationale Sammelbestellungen, zu bilden. Ab 2001 besuchte ich auch mehrere Jahre lang mindestens einmal jährlich das Europa-Rosarium Sangerhausen zu Recherche-Zwecken und die dortige Vielfalt an Rosen vergrößerte die Faszination immer mehr.

2002 gründete eine kleine Gruppe von Raritäten-Sammlern dann Lost Beauties e.V., um das gemeinsame Anliegen, seltene Rosen vor dem Aussterben zu bewahren, in dieser Form noch besser umsetzen zu können.

(Nachtrag: Lost Beauties besteht zur Zeit m. W. nur noch in einer rudimentären Form und ich hoffe sehr, daß es Behcet Ciragan u. a. gelingen wird, den Verein mittelfristig wieder zu größeren Aktivitäten zu motivieren. - Selbst hab ich leider schon lange keine Zeit mehr für die administrative Seite der Sammelleidenschaft und Sortenerhaltung: Die praktische ist dafür zu zeitintensiv.)

Als es 2007 dann mit dem Rosenpark losging (siehe dazu „Geschichte des Rosenparks“) standen im Blauen Garten (der nur über etwa dieselbe Anzahl von Quadratmetern verfügt) ca. 500 Rosenstöcke statt der ursprünglich geplanten ein oder zwei…

(Nachtrag: Ein Teil der Rosen aus dem 2020 aufgelösten l´âge bleu Rosenpark wächst jetzt wieder im größtenteils neu angelegten Blauen Garten)

Neben der Frage nach der („doch sicher vorhandenen“) gärtnerischen Ausbildung wird auch oft die nach dem Namen des Rosenparks gestellt:

Was bedeutet l´âge bleu?

- l´âge bleu ( „laasch blöh“ gesprochen) oder „das blaue Zeitalter“ ist ein Name, der einer persönlichen Philosophie entspricht:
Von allen Bedeutungen der königlichen Farbe BLAU sind Klarheit (des Denkens) und Tiefe (des Empfindens) die mir wichtigsten. Auch die Assoziation mit Spiritualität ist bei der Bezeichnung l´âge bleu durchaus erwünscht.
Das blaue Zeitalter, für dessen Verwirklichung der Rosenpark-Name steht, wird also ein Zeitalter sein, in dem die Menschen mit Hilfe von Klarheit des Denkens und Tiefe des Empfindens die Erde zu einem Ort der Harmonie und Gerechtigkeit für alle Lebewesen machen.
- Diese Zielvorgabe ist natürlich genauso größenwahnsinnig wie die Idee, ein 8000 m2-Gelände ganz alleine zu bewirtschaften, aber nur wer sich Großes vornimmt wird auch dazu beitragen können, Großes zu erreichen…Oder wie der Schleswig Holsteiner sagt: "Versuch macht kluch" und "wat mut dat mut" ;-)

(Das Gelände des Rosenparks liegt auf einem alten Kraft-Ort und es ist ganz sicher kein „Zufall“ dass uns (dem damaligen Lost Beauties-Vorstand) genau dieses Gelände für dieses Projekt angeboten wurde. Es ist auch kein Zufall, dass ich schon vor vielen Jahren, als die Realisierung eines Rosariums so fern schien wie der Mond, beim Vorbeifahren an diesem Platz immer dachte, wie wunderschön er doch sei und dass es keinen passenderen für eine Rosensammlung geben könne…
Bei der Planung habe ich darum in besonderem Maß versucht, die von diesem Ort ausgehenden Inspirationen wahrzunehmen und bei der Realisierung umzusetzen. Die hier vorhandenen Kräfte haben erheblich dazu beigetragen, diese Realisierung zu ermöglichen und ich wünsche mir, dass die Besucher etwas davon mitnehmen können…Auch deshalb ist der Name „l´âge bleu Rosenpark“ meines Erachtens angemessen.)
Aktualisierung: Der l´âge bleu Rosenpark existiert nicht mehr aber die u. a. ihn betreffende Philosophie lebt fort und wird weitergetragen. 

Der Bogen des blauen Zeitalters spannt sich weiter zu meiner Malerei und den gelegentlichen, auch fast immer in Blau gestalteten Installationen. Die künstlerische Arbeit und die am und im Rosenpark sind wie Geschwister, die sich gegenseitig ergänzen und unterstützen: Zwei verschiedene Ausdrucksweisen für ein- und dieselbe Philosophie. Damit kommen wir dann auch schon zur am dritthäufigsten gestellten Frage:

„Wie kommt ein Maler dazu, einen Rosenpark anzulegen?“

Die Frage müsste eigentlich heißen: Welcher Maler (zumindest wenn er sich auch für Pflanzen interessiert) könnte denn so einer Versuchung widerstehen? Wer könnte die einmalige Chance ausschlagen, ein so großes Gelände kreativ planen und gestalten zu dürfen ? – Wahrscheinlich keiner: Denn öfter als einmal im Leben bekommt man wohl kaum die Gelegenheit, so ein riesiges, mehrdimensionales, lebendiges „Bild" erschaffen zu dürfen…Und wer sie nicht wahrnimmt würde das sicher bis zum letzten Atemzug bereuen...

Künstlerischer Lebenslauf   
                       
1959     geboren in Dormagen / Rheinland
1977        Abitur
1985        Examen als Diplom-Designer an der FH Düsseldorf und erstes Kind
1986        Umzug nach Sandesneben / Schleswig-Holstein. In der Folgezeit viele Stilleben,
            Portrait-Aufträge und Landschaften in Aquarell und Pastellkreide
1987        Einzelausstellung in Pulheim bei Köln
1989     erstes LP-Cover, erste Bewegungsstudien und zweites Kind
1990     Teilnahme bei ERDE UND LICHT in Zons / Rheinland
1991     Umzug nach Labenz, Beginn der Beschäftigung mit Ölmalerei und Garten-Design                              
1992     Ausstellung im Haus mit ersten Ölbildern und drittes Kind
1993     erste Teilnahme beim MALERWEEKEND in Reinbek
1994     erste Gartenausstellung mit Gästen BLAU IN BLAU
1995     viertes Kind und weitere Zeichnungen
1996     weitere Teilnahme beim MALERWEEKEND
1997     Teilnahme bei der FORM ART in Glinde,
     Teilnahme beim MALERWEEKEND
     zweite Installation BLAU IN BLAU II
1999        Projekte und Installationen mit der Künstlergruppe MEDUSA,
            erste Auftragsentwürfe für Privatgärten 
2000    weitere Installationen mit MEDUSA
2001    Drahtfiguren, Ölbilder, erste Fachbeiträge zum Thema Rosen in Internetforen,
            Ausstellung von Ölbildern und Zeichnungen im Garten
2002     Gartenausstellung, Rosenberatung, Gründung von Lost Beauties e.V.
2003     Gartenausstellung in Wentorf AS, Gartendesign
2004     Rosenfachartikel und weitere Bilder
2005    Essays und Fachartikel in Internet-Gartenforen und Print Magazinen,
            Rosenratgeber-Büchlein „Rosen – ganz einfach!“ für Lost Beauties e.V.
2006    zwölfteilige Rosenportraitserie in Kraut&Rüben, Gartendesign und weitere
            Bilder, Installation beim Schiphorster Avantgarde Festival mit MEDUSA,
            Teilnahme an der Ausstellung „Ab hier und jetzt!“ in Altona
2007    Entwurf des Rosenparks bei Labenz und Beginn seiner Bepflanzung
2008    Poller-Installationen in Labenz
2010      Monochrom verwebt“ – Bilder und Installationen mit Gästen im Rosenpark,
2011      „Into the Blue“ in der Bismarckstiftung/Aumühle
2011    Installation „Der Tod ist nur eine Illusion“ bei Kunstwerk/Werkkunst in Reinbek
ab 2012 Vervollkommnung des l´âge bleu Rosenparks, weitere Fachtexte, 
             diverse Rosenrettungsaktionen und Gartengestaltungen
ab 2020 (parallel zur und nach der Auflösung des Rosenparks) Wiederaufbau des Blauen Gartens 

Ergänzung:

Mein Personalausweis-Vorname lautet übrigens Heike Maria. Da er mir von klein an weder gefiel noch passend erschien, habe ich mir im Alter von 17 Jahren den Wunschnamen Raphaela ausgesucht, ohne mich damals mit dessen Bedeutung zu beschäftigen (die Auswahl hatte praktische Gründe).
Seit 2001 benutze ich ihn konsequent und ausschließlich, habe den "offiziellen" Vornamen aus Kostengründen aber nicht ändern lassen (schließlich brauch ich den nur einmal im Jahr, für die gemeinsame Einkommenssteuererklärung mit meinem Mann, und die ist den Preis nicht wert).

Sämtliche Fachbeiträge und Artikel zu Rosen- und Gartenthemen habe ich unter dem selbstgewählten Vornamen geschrieben und auch ältere Familienmitglieder haben sich, aus RESPEKT, in teilweise sehr hohem Alter noch problemlos daran gewöhnt, ihn zu benutzen. Das erfüllt mich mit großer Freude und Dankbarkeit.

Zeitweise habe ich sehr negativ darauf reagiert, beim Perso-Vornamen genannt zu werden. Inzwischen fühle ich mich davon erstaunlicherweise (aufgrund von Altersweisheit?) einfach nicht mehr angesprochen. - Wer mich also unbedingt ärgern möchte, muß sich da schon was Effizienteres ausdenken ;-)

Nachtrag:

Seit einiger Zeit kann ich nicht umhin, den Blogs ab und zu politische Aussagen und/oder Links hinzuzufügen. Die Reaktionen darauf sind sehr gemischt: Einige, mir sehr liebe, Menschen sind der Meinung, "Geschäft" und "Politik" hätten nichts miteinander zu tun und die Einbeziehung von letzterem würde ersterem schaden.

Ganz abgesehen davon, daß der Rosenpark für mich nicht in erster Linie "Geschäft" ist (bzw. war), sondern sammlerische wie künstlerische Leidenschaft, Lebensaufgabe und "lebende Philosophie", widerspreche ich der Theorie auch noch aus anderen Gründen...

Der wichtigste ist, daß ich (soweit das realisierbar ist) "ganzheitlich" lebe (ein Luxus, für den ich SEHR dankbar bin) und schon deshalb gar nicht fähig, Lebensbereiche sorgsam in Schubladen voneinander getrennt zu halten.

Ein weiterer liegt in der "Besonderheit" dieses Rosenparks, die (wofür ich ebenfalls SEHR dankbar bin) eine wachsende Anzahl sehr lieber Stammgäste anspricht. Diese emotionale Art der Beziehung vieler Besucher zum Park deckt (deckte) sich mit meiner: Der l´âge bleu Rosenpark könnte nicht sein WAS und WIE er ist (war), wenn ich nicht wäre, WAS und WIE ich bin...

Zu dem, was uns antreibt und verbindet, gehören Liebe zu Natur, Schönheit, Lebewesen aller Art, Verantwortung und Gewissen. Und diese Antriebskräfte sind manchmal so stark, daß sie sich nicht (bzw.: nicht komplett) in´s Anonyme ("du könntest ja auch unter Pseudonym zu Politischem schreiben"), Fremde (schreib dazu doch "woanders") und Private ("das geht doch niemanden was an") eingrenzen, abdrängen und wegsperren lassen.

Sollte sich jemand daran stören, dann tut mir das leid und ich hoffe, es wird dem-/denjenigen trotzdem möglich sein, sich an den Rosenbildern zu erfreuen und nach dem letzten einfach nicht weiter runter zu scrollen. - Ich muß aber tun, was ich tun MUß. Ich hoffe sehr, daß der eine oder andere es dann etwas später verstehen wird.