2011


Gegen Ende des Jahres 2010 hatte das Europa Rosarium Sangerhausen erstmals Sicherheitskopien seltener Rosensorten Sammlern über seinen Förderverein zum Kauf angeboten.
Das Schweizer Lost Beauties Vorstandsmitglied Behcet Ciragan, ein Sammler und Literaturquellen-Experte, machte sich sofort daran, die allerseltensten Rosen aus dieser Liste zusammen zu stellen.
Sie wurde dann in verschiedenen Rosen-Foren eingestellt und eine große Zahl dieser Pflanzen von Foren-Mitgliedern und anderen Unterstützern für Lost Beauties e.V. gespendet.

Ab März konnten die Kostbarkeiten dann im Rosenpark aufgepflanzt werden, von wo sie nun in alle Welt weiter zu Sicherungszwecken verbreitet werden können.
Diese Rosen bleiben im Besitz von Lost Beauties e.V. und die Ehre, sie pflegen zu dürfen, entspricht in ihrem Ausmaß der Verantwortung, die ich ihnen (und ihrer weiteren Verbreitung) gegenüber empfinde.

Der Winter 2010/2011 gehörte wieder zu den harten und die Schäden an den Rosen waren ähnlich hoch wie die des Vorjahrs aber ganz anders: Rosen, die den Vorwinter gut überstanden hatten, waren nach diesem stark geschädigt, andere, die im Vorjahr heftig zurück gefroren waren, hatten diesen Winter erstaunlich gut überstanden. – Auch für langjährige Sammler gibt es bei Rosen immer wieder Überraschungen!
Leider gab es auch wieder viele Verluste durch Wühlmaus-Unterhöhlungen: Rosen, in deren Wurzelbereich sie es sich gemütlich gemacht hatten, waren vertrocknet, bzw. durch ungehinderten Frostzugang zu den Wurzeln erfroren.

Zum Frühjahrsmarkt blühten in diesem Jahr schon überall viel mehr Blumenzwiebeln und u.a. auch Vergißmeinicht, die sich nach und nach durch Selbstaussaat in vielen Bereichen vermehrt hatten.


Auch andere Stauden hatten sich, vor allem in den nicht mit Folie abgedeckten Nord- und West-Bereichen, mehr Platz erobert als manchen Rosen gut tat. Daher bestand eine der Haupt-Aufgaben dieser Saison darin, ihre Anzahl erheblich zu reduzieren.

Der Frühsommer 2011 war wieder sehr heiß und trocken. Es erforderte erhebliche Mühen und viele Tage und Nächte Einsatz, u.a. mit Eimerketten, besonders die neu gepflanzten Sangerhausen-Raritäten vor dem Vertrocknen zu bewahren.

Die Helfer Willi Koop und Michael Kräft begannen im Sommer damit, vorher freigerodete Flächen in der Nordreihe mit Folie auszulegen und mit von Karsten Witten bereitgestelltem Stroh abzudecken.
Nach ihrem Ausscheiden Ende Juni habe ich damit weitergemacht: Die frühere Üppigkeit der Nord- und Westreihe musste aus arbeitstechnischen Gründen zugunsten besserer Zugangs- und Pflege-möglichkeiten eingeschränkt werden.



Bei den allermeisten Rosen war der Notwässerungs- Einsatz erfolgreich und zum Rosariumsgeburtstag im Juni präsentierten sie sich von ihrer besten Seite.

Daran anschließend fand ein in Kooperation mit Lost Beauties e. V. durchgeführter Identifizierungs- und Dokumentations-Workshop statt. Den daran teilnehmenden Helfern und Lost Beauties Mitgliedern gelang es dabei, aufgeteilt in kleine Gruppen, den Gallica-Bereich umfassend zu dokumentieren und auch einen großen Teil der Sangerhausen-Raritäten. Petra Haarmann und Jürgen (Familienname!) von der Raritäten-Rosenschule 16-Eichen ermöglichten durch ihr Fachwissen zur Pernetiana-Rosenklasse  auch die Identitäts-Bestätigung einer ganzen Reihe von Sangerhausen-Raritäten. Diese Pflanzen bekamen dann anschließend, wie auch viele weitere u.a. aus dem Gallica-Bereich, dauerhafte Namens-Schilder. Die Pflanzen, deren endgültige Identifizierung noch nicht gelang, sollen bei einem weiteren Workshop genauer untersucht werden.

Im August konnten dann Reiser von fast allen, im März neu gepflanzten Pernetiana- und Teehybriden-Raritäten zu Sicherungszwecken an Rosenschulen, Sammler und eine Bio-Rosengärtnerin verschickt werden.

Der Sommer und Herbst 2011 waren so verregnet, wie Frühjahr und Frühsommer trocken waren. Für die Pflanzen war der Regen sehr gut, was die Besucheranzahl und das nötige Mähen der Wiesenwege betrifft, für den Rosenpark sehr schlecht:
Seit Ende Juni die beiden Helfer ausgeschieden waren musste ich mich auch alleine ums Rasenmähen und das Abstechen der Beetkanten kümmern. Der Rasen, bzw. besser: die Wiese, wuchs durch die Nässe so schnell, dass einmal wöchentliches Mähen eigentlich nicht ausreichte.
Da mindestens zwei, oft aber alle drei gebrauchten Rasenmäher längere Zeit außer Betrieb waren und es oft zu nass war, konnte maximal alle 14 Tage gemäht werden und es artete jedes Mal in einen Kraftakt aus. Dankenswerterweise kam Regina Mau einmal mit ihrem Rasenmähertraktor und brauchte damit nur eine halbe Stunde. Als es aber weiter regnete und die Wiese zu nass und zu hoch wurde, war auch ihr Mähtraktor überfordert und mein Mann musste mehrere Wochenenden opfern, um sie mit einem hoch gestellten Rasenmäher wieder in den Griff zu bekommen.

Das zusammengerechte Gras verwendete ich dann für die Abdeckung der inzwischen auch im älteren Remontant Beet (in Eingangsnähe) und weiteren Teilen der Nord- und Westreihe ausgelegten Folie.
Auch der von Karsten Witten bereitgestellte Stroh-Rundballen wurde zum Abdecken von Folienflächen auf vorher gerodeten Bereichen benutzt. Bis zum Herbstmarkt, der erstmals bei strahlendem Sonnenschein stattfand, sahen diese Bereiche dann –endlich! - richtig „ordentlich“ aus.

Zum Anhäufeln der frostempfindlichen Rosen wollte ich wegen der Gefahr erneuter Wühlmausunterhöhlungen diesmal auf keinen Fall „kuschligen“ Mist verwenden, sondern den ersten, endlich ausgereiften Rosenpark-Kompost. Da für dessen Herstellung überwiegend abgestochene Grassoden verwendet worden waren, bestand er zum größten Teil aus Lehm und war entsprechend schwer. Zum Glück gab es mehrmals Hilfe von einer engagierten Hamburgerin und ich musste nicht alle schweren Lehm-Kompost-Schubkarren alleine schieben.
Wühlmäuse und Maulwürfe hatten wohl den extrem kalten (Spät-) Winter vorhergeahnt und seit vdem Herbst große Mengen Erdaushub produziert. Den verwendete ich, möglichst „ortsnah“ zusätzlich als Anhäufelung, um nicht öfter als nötig den weiten Weg zwischen Kompost und jeweils abzudeckendem Beetbereich zurücklegen zu müssen. Trotzdem war diese Arbeit mit nassem, kaltem, schweren Lehm sehr mühsam und langwierig. Zur Wühlmaus-Fernhaltung wurde jede abgedeckte Rose noch mit ein bis zwei ins Pflanzloch gesteckten Knoblauchzwiebeln versehen. – Ob es hilft wird die Zukunft zeigen.

Erst zwei Tage vor Weihnachten waren alle empfindlichen Rosen angehäufelt, die letzten zu pflanzenden Rosen in die Erde gebracht, die Töpfe geschützt aufgestellt, die Hochstämme angehäufelt und eine lange Rosenpark-Saison konnte beendet werden.