2007 - Vorgeschichte und Entstehung


Im Herbst und Winter 2006/ 2007 retteten Mitglieder von Lost Beauties e. V. ca. 100 Wildrosen und Polyanthas von einem Baugelände.
Diese Pflanzen wurden in verschiedenen Gärten zwischengelagert, brauchten aber einen dauerhaften Platz zum Weiterwachsen.

Von einem Rosarium hatte der eine oder andere schon länger geträumt, denn der eigene Garten ist nie groß genug für alle schönen und besonderen Rosen, die ein Sammler unbedingt noch braucht…
Nun war aus dem Rosariums-Traum plötzlich ein „Rosariums-Sachzwang“ geworden, denn niemand konnte so viele und teilweise sehr große Rosen im Privatgarten unterbringen.
Bereits der zweite befragte Labenzer Landwirt sagte zu, eine Fläche langfristig zu verpachten. – Aber nicht irgendeine Fläche, sondern 8 000 m2 feinste Bioland-Dauerweide auf lehmigem Boden, der seit Jahrhunderten als Weidefläche benutzt worden und niemals Agrarchemie ausgesetzt war!

Karsten Witten, der den elterlichen Hof in eine Bioland-Milchwirtschafts-GbR umgewandelt hatte, und der Vorstand von Lost Beauties e.V. wurden sich schnell handelseinig: Der zukunftsorientierte Landwirt sah im zukünftigen Rosenpark einen potentiellen Anziehungspunkt für Gartentouristen und dadurch einen wirtschaftlichen Pluspunkt für Dorf und Region, der Vereinsvorstand war glücklich, ein Arreal mit besten Bedingungen für Rosen günstig pachten zu können.

Die Bioland-Philosophie harmonierte zudem perfekt mit den Vorstellungen der Lost Beauties Mitglieder hinsichtlich artgerechter und ökologischer Rosenpflege.

Der Anfang

Nachdem zwei Reihen (eine entlang der Nordseite und die andere parallel zur L 92, an der Westseite) von einem weiteren Labenzer Landwirt, Kalli Meins, gepflügt und geeggt worden waren konnten im April 2007 die ersten Rosen aus Eimern und Einschlägen in die Freiheit entlassen werden.
Die Arbeit ging gut voran aber es wurde ein sehr warmer April und die Helfer blickten immer öfter sorgenvoll zum Himmel, der keinen Anlass zu Regen-Hoffnungen gab…

Die frisch gepflanzten Rosen brauchten dringend Wasser, darum stellte der freundliche Verpächter ein
Bewässerungsfahrzeug zur Verfügung das in der weiterhin heißen, trockenen Frühsommerzeit nun wöchentlich von einem Helfer an den Rosenreihen entlang gefahren wurde, während ein oder zwei weitere den schweren Schlauch zur jeweils nächsten Rose umlegten bzw. daraus Eimer füllten und sie zu den Pflanzen trugen.
Vorher waren Schläuche vom Hof her gelegt worden, aber da das Wasser eine leichte Steigung überwinden mußte, kam es zu langsam an und das Gießen war mit dieser Methode nicht effektiv genug.

Ein Teil der Groß-Sträucher brauchte nach diesem schwierigen Start zwar einen starken Sommer-Rückschnitt, aber es gab keine Verluste.

Ebenfalls im April wurde die erste Reihe Wildschutzzaun entlang der Nordreihe gezogen.

Um den Wieder-Aufwuchs der Wiese in den Rosen zu verhindern wurden die West- und die Nordreihe
zwischen den Pflanzen mit Pappe ausgelegt, die dann mit Schreddermaterial abgedeckt wurde.
Diese mühevolle Arbeit, an der sich zum Glück mehrere Helfer beteiligten, war allerdings nur da nachhaltig, wo die Pappen während trockener Zeiten ausgelegt worden waren. Da, wo es in Regenzeiten gemacht worden war, zerfielen die Pappstücke zu schnell, um unerwünschten Aufwuchs wirkungsvoll zu unterdrücken.

So war es leider auch beim ersten Remontant Rosen Beet, das im Herbst 2007 nahe des Eingangs und der Südreihe vorgelagert angelegt worden war: Obwohl dort die Pappe gleich doppelt ausgelegt wurde hielt sie der Herbstfeuchtigkeit nicht lange stand.

Im November 2007 wurde die zweite Reihe Wildzaun entlang der Westreihe gezogen.


Abdecken von Pflanzflächen mit Silage-Folie

Im Herbst 2007 und Frühling 2008 wurden zur dauerhafteren Wiesen-Unterdrückung schon die ersten, von Landwirten kostenlos zur Verfügung gestellten  Silage-Folien zum Abdecken der nächsten, geplanten Pflanzflächen ausgelegt.
Zuerst auf die Südreihe, parallel zum Knick am Feldweg, für die US-Wildrosen. Dann ein erster Teil auf der Ostreihe, für die Wildrosen der Synstylae Art.
Die ersten dieser Pflanzen, die bis dahin auch in der West- und Nordreihe untergebracht worden waren, konnten daher schon im Herbst 2007 und dem darauf folgenden Frühjahr an die ihnen zugedachten Plätze versetzt werden.
Dafür wurde die Folie an der Pflanzstelle eingeschnitten und die Wiese um diesen Ausschnitt herum großzügig „ausgesodet“, damit sie später nicht in den Rosenwurzeln wieder durchkommen konnte.
Erst dann wurden die eigentlichen Pflanzlöcher gegraben. Auch dabei war es wichtig, den Lehmboden-Aushub noch mal ordentlich „durchzufilzen“, damit keine überlebenden Wiesen-Wurzeln ins Pflanzloch geraten konnten.
Die Erfahrungen aus dieser Praxis lauten, dass es ca. eineinhalb Jahre braucht, bis nach dem Auslegen der Folie alle Wurzeln darunter abgestorben sind. Erst danach kann man „einfach so“ ein Loch in die Folie schneiden, das Pflanzloch graben und die Pflanze einsetzen, ohne den Boden erst aussoden und durchfilzen zu müssen.

Einige Skepsis bestand im Hinblick auf das Gedeihen der Pflanzen, die dicht mit Folie umgeben wachsen sollten: Würden ihre Wurzeln unter Sauerstoffmangel leiden? Gelangte genug Regenwasser unter die Folie?
Um das zu testen, legte ich im heißen Sommer 2008 ein Probe-Beet im südöstlichen Bereich an. Das war dringend nötig, um einige Sämlinge des Züchters Jürgen Weihrauch auspflanzen zu können, die sich in ihren Töpfen gegenseitig zu stark bedrängten. Das deshalb so benannte Sämlingsbeet war eine erste „Folien-Insel“ mitten in der Wiese. Die (überwiegend aus freier Bestäubung verschiedener Centifolien stammenden) Sämlinge hatten keinen leichten Start: Aus Topf- und Platzmangel waren sie bei der Ankunft überwiegend zu mehreren in je einen Topf gesteckt worden. Darum mussten die Wurzeln beim Auspflanzen entheddert werden und sie waren beim Pflanzen in Sonne und Hitze mehr oder weniger wurzelnackt. Beim regelmäßigen Gießen in der Folgezeit (was damals nicht so einfach war, weil es noch keine Wasserleitung gab) stellte sich heraus, dass der Boden unter der Folie die Feuchtigkeit gut hielt. Die Sämlinge wuchsen also gut an. Daß sich auch das Regenwasser wundersamer gleichmäßig unter der Folie verteilt, so lange die Pflanzlöcher nicht weiter auseinander liegen als maximal 1,5 m zeigte sich einige Wochen später. Da die Wurzeln der kleinen Test-Sämlinge die Pflanzen offensichtlich auch gut versorgen konnten und sie sich weiterhin gut entwickelten, waren alle Zweifel beendet: Die Silage-Folie hatte sich als optimales Abdeckmaterial erwiesen.

Ein größeres Problem war nur die Befestigung der Folien: Grassoden hatten sich schnell als unbrauchbar herausgestellt, da sie dazu neigten, bei Wind und Sonne zu zerfallen und bei feuchtem Wetter auf der Folie anzuwachsen (und sich auszusäen). Verwendet wurden deshalb auch zur Verfügung gestellte Sandsäcke, allerlei Balken- und andere Holzreste, gespendete Ziegelsteine und in erster Linie teils (von der Landwirtfamilie Rondshagen u.a.) gespendete, teils per Kombi von Steinsammelstellen herangeschaffte Feldsteine, da damit auch die späteren Beetränder abgegrenzt werden sollten.
Je größer und unversehrter die Folien-Stücke waren, desto besser waren sie auch verwendbar: Man brauchte weniger Befestigungsmaterial, weil es weniger überlappende „Nahtstellen“ und Überlappungen gab und man musste weniger Löcher „flicken“ (also seltener unter die übel riechende Folie kriechen, um sie mit anderen Stücken zu unterlegen).
Der einzige Nachteil der großen Folienstücke war ihr hohes Gewicht: Mindestens zwei Leute waren nötig, um sie vom Hänger in die offene Kombi-Heckklappe zu zerren und der Beifahrer musste sie von innen festhalten, damit sie beim Transport zur vorgesehenen Fläche nicht herausrutschte. Zum Auslegen solcher Groß-Teile waren meist noch mehr Helfer nötig, denn schon das Auseinanderziehen war ein echter Kraftakt. Diese Arbeit konnte nur bei windstillem Wetter stattfinden, sonst hätte auch eine ganze Fußballmannschaft eine Folie von 100 oder mehr Quadratmetern nicht mehr festhalten können. Zum Glück gab es dabei öfter Hilfe von Labenzer Freiwilligen. Ein ganzer Abschnitt im westlichen Bereich (das spätere Bourbon- und Portlandbeet u.a.) wurde z.B. bei einem Arbeitseinsatz der WBL abgedeckt.
Eine Erfahrung aus dieser Zeit ist, dass der Boden vor dem Auslegen der Folie feucht sein sollte: Der spätere Alba- und Großstrauchbereich z. B. wurde in einer längeren Trockenperiode abgedeckt. Das Aussoden und Pflanzlöchergraben fühlte sich daher im ersten Jahr danach an wie das Bearbeiten von festem Beton.
Wichtig ist, darauf zu achten, welche Art von Folie verwendet wird: Weiße Folie wirkt wie ein Gewächshaus, damit abgedeckte Wiese wächst doppelt so schnell und hoch. Auch sind einige Varianten heller Folie nicht uv-beständig und zerbröseln.
Die Sorte, die auf einer Seite weiß und auf der anderen Seite schwarz ist hat sich dagegen sehr gut bewährt. Praktischerweise legt man sie so aus, dass die dunkle Seite oben liegt: Dann fällt die Folie weniger auf wenn das Abdeckmaterial später stellenweise weggeweht wird.